Dienstag, 31. Januar 2017

Servietten und Küchenrolle




Früher glich unser Esstisch bei jeder Mahlzeit einem Schlachtfeld: Klebrige und schmierige Finger hinterließen ihre Spuren, umgekippte Saftgläser waren Normalität. So erschien uns die Küchenrolle als nützliche Erfindung, sie war immer griffbereit und wurde oft und gerne verwendet. Der Nachteil war, dass zerknüllte Küchenrollenblätter oft innerhalb eines einzigen Tages den halben Mistkübel füllten.
Mittlerweile sind nicht nur die kleinen Schmierfinken geschickter geworden, wir haben auch eine müllfreie und deutlich dekorativere Alternative gefunden:



Jedes Familienmitglied hat seine eigene Stoffserviette mit seinem eigenen Serviettenring, erkennbar an den jeweiligen Initalen. Wir haben hierfür originalverpackte Ringe second hand erstanden, und mit Buchstabenstickern beklebt (die hatten wir zufällig zu Hause). Die ersten Stoffservietten wurden von mir, der Mama der Rasselbande, noch neu gekauft, da ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wußte, dass ich eigentlich garnicht so schlecht nähen kann.



Die Servietten werden nicht nach jeder Mahlzeit, sondern nach Bedarf gewaschen. Unserem jüngsten Familienmitglied reinigen wir Finger und Mund (Ohren, Haare oder was sonst noch verklebt ist) mit einem zerschnittenen und geendelten alten Handtuch, dass wir zuvor mit Wasser anfeuchten. Durch die grobere Struktur und die Feuchtigkeit löst sich der Schmutz sehr gut.


Hübsche Stoffservietten sind oft nicht billig, dabei kann man sie problemlos nähen. Für Besucher haben wir eine größere Anzahl an Servietten in einem festeren Baumwollstoff selbst gefertigt. Es genügt eine Größe von ca. 24 x 24 cm. Die Ecken werden zweimal umgeschlagen und anschließend gesäumt.  Für besonders festliche Anlässe wie Weihnachten bieten sich Damast-Servietten an, die mit einem Schrägband eingefasst werden:


Es gibt im Internet unzählige Anleitungen, auch mit spannenden Video-Tutorials, sodass selbst Anfänger gut zurecht kommen. Wer weder kaufen noch nähen will, kann sich die hübschen Teile von talentierten Freundinnen und Familienmitgliedern schenken lassen!

Die Kostenfrage


Ist das müllfreie Leben nicht viel zu teuer? Das ist eine häufig gestellt Frage. Die Antwort lautet eindeutig: Nein!
Es ist wahr, dass unsere Familie seit der Umstellung auf Zero Waste deutlich mehr Geld für Lebensmittel ausgibt, aber auch die Qualität ist eine bessere. Wir kaufen biologisch und regional, und kennen bei Obst, Gemüse und Milchprodukten sogar den Bauern, von dem die Produkte kommen. Das ist ein gutes Gefühl und schafft Vertrauen. Es bewahrt uns auch davor, Essen leichtfertig wegzuwerfen. Die niedrigen Preise im Supermarkt führen leider dazu, dass allzu leicht der eigentliche Wert von Lebensmitteln vergessen wird!
Im Gegenzug sind unsere Ausgaben für Putzmittel, sowie Kosmetik- und Pflegeprodukte heute um ein vielfaches geringer, denn das meiste können wir uns aus einigen wenigen Mitteln wie Essig, Natron, Zitronensäure oder Kokosöl ganz einfach, schnell und günstig selbst zusammenmischen. 
                 Das größte Sparpotenzial unseres müllfreien Alltags liegt jedoch darin, dass wir generell nur das kaufen, was wir wirklich brauchen (refuse, reduce). Sofern es irgendwie möglich ist, kaufen wir aus zweiter Hand oder nutzen Kleidertauschaktionen. Bevor wir Kaputtes oder Defektes wegwerfen, versuchen wir es zu reparieren (reuse).
Unsere Kinder werden wohl niemals kleine Shopping-Queens, und das ist gut so. Dennoch haben sie nicht das Gefühl, anderen Kindern gegenüber benachteiligt zu sein. Sie haben mehr oder weniger kostspielige Hobbies, es gibt Urlaube, Ausflüge, etc. Aber wir möchten ihnen beibringen, dass das Glück niemals in Konsumgütern zu finden ist, wie es uns die Werbung verspricht. Und sie sollen lernen, sich auch an Kleinigkeiten zu freuen (eine Eigenschaft, die Kinder eigentlich ohnehin haben, aber mit Hilfe der Erwachsenen rasch verlernen).

refuse - reduce - reuse - recycle - rot


Die Idee von Zero Waste basiert auf den folgenden fünf Punkten:
  1. REFUSE
    Der Grundgedanke ist, unser eigenes Kaufverhalten kritisch zu hinterfragen: Was benötigen wir überhaupt? Müssen wir dieses und jenes unbedingt kaufen, oder geht es auch ohne (vielleicht sogar besser?).
    Manchmal bedeutet refuse auch, Dinge bewußt abzulehnen: Den Flyer, den man uns im Vorbeigehen in die Hand drücken will. Werbegeschenke, die wir eigentlich garnicht benötigen. Den eingeschweißten Traubenzucker in der Apotheke. Kosmetikproben in der Parfümerie.
  2. REDUCE
    Hier geht es um Dinge, die wir durchaus brauchen, aber nicht in dem Übermaß, in dem wir sie besitzen: Kleidung, Spielzeug, Bücher, etc.
    Mit einem gut sortierten Kleiderschrank und einigen wenigen Lieblingsspielsachen lebt es sich leichter und unbeschwerter. Um Ressourcen zu sparen, kann Ungenutzes verschenkt oder verkauft werden.
  3. REUSE
    Eine Kriegsansage an unsere Wegwerfgesellschaft! Mit dieser Idee kann viel Geld gespart werden: Neuanschaffungen aus zweiter Hand tätigen, Kaputtes reparieren lassen (etwa in einem Repair Café), Einwegprodukte vermeiden oder upcyclen.
  4. RECYCLE
    Nur noch Dinge, die weder abgelehnt, noch reduziert oder wiederverwendet werden, müssen recyclet werden. Das ist in einem Zero Waste Haushalt nicht mehr viel.
  5. ROT (KOMPOSTIEREN)
    Selbst Küchenabfälle landen nicht im (Bio-)Müll, sondern auf dem Komposthaufen oder am Balkon in der Wurmkiste. Sie werden somit zum wertvollen hausgemachten Dünger.