Samstag, 12. August 2017

Bericht einer italienischen Zero Waste Familie


Seit kurzem sind wir mit einer italienischen Familie in Kontakt, die ebenfalls Zero Waste lebt. Hier ein spannender Bericht von Linda:

Wir sind eine fünfköpfige Familie – ich, mein Mann und drei Kinder im Alter von 9, 7 und 4 Jahren. Wir leben in Faenza (Ravenna). Vor ungefähr zwei Jahren haben wir das Abenteuer gestartet, unseren Müll nicht nur zu trennen, sondern soweit wie möglich beinahe auf null zu reduzieren. Wir stellen vieles selbst her, vom Brot bis zur Zahnpasta, kaufen bei Bauern ein, verwenden jede Art von Behälter und auch Einkaufstaschen weiter und meiden seit Jahren Supermärkte. Wir haben es mittlerweile geschafft, nicht mehr als 0,5 kg/Person an Restmüll pro Jahr zu produzieren, und das bei einem hiesigen Durchschnitt von 160 kg (für private Haushalte).

Wir sind eine ganz normale Familie, und diese Resultate können von jedem erzielt werden, wie ich auch in meinem Buch “Impatto zero. Vademecum perfamiglie a rifiuti zero”, Verlag Dissensi editori schreibe. In diesem Buch thematisiere ich eine Politik für eine nachhaltige Zukunft, die sich – basierend auf unseren alltäglichen Erfahrungen – in Italien sowie auch im Ausland verwirklichen lässt. Ich betätige mich ehrenamtlich in verschiedenen Umweltschutzvereinen und arbeite mit Schulen zusammen. 

Auch wir schreiben einen Blog und betreiben eine Facebook-Gruppe: http://famiglie-rifiutizero.blogspot.it/


Seit beinahe sechs Jahren leben wir zudem ohne Auto. Anfangs war es eine Notwendigkeit, da unser Auto nach einem Unfall einen Totalschaden hatte und wir uns kein neues leisten konnten. Mit der Zeit wurde die Wahl, keine Auto zu besitzen, immer bewusster und durchdachter. Wir haben ein Netzwerk mit ebenfalls autofreien Familien aufgebaut, und tauschen Tipps und Informationen aus. In Italien gibt es viel zu viele Autos, mehr als eines auf 2 Personen!  Wir hingegen zeigen, dass es mit ein wenig Organisation und Wille zur Anpassung auch ohne geht – glücklich und über die Notwendigkeit hinaus, Druck auf die Institutionen auszuüben, um Mobilität durch öffentliche Verkehrsmittel und Fahrradwege nachhaltiger zu gestalten. Wir dokumentieren das in unserem Blog Famiglie senz’auto und in der gleichnamigen FB-Gruppe. 

Wir werden oft gefragt, ob unser Leben schwierig und anstrengend ist, tatsächlich wollen wir, nachdem wir uns an diese Einfachheit gewöhnt haben, nicht mehr zurück. Aufgezwungene Bedürfnisse verursachen Unruhe und Unzufriedenheit, wir hingegen sind zufrieden mit dem was wir haben. Ein Lebensstil, der sowohl der Umwelt, als auch der Geldbörse und der Lebensqualität zuträglich ist. Ein nachhaltiger Lebensstil erlaubt es, Ressourcen zu sparen, den Konsum einzuschränken und weniger arbeiten zu müssen. Die so gewonnene Freizeit nützen wir, um Notwendiges selbst herzustellen, Fahrrad zu fahren, bedürftigen Kindern zu helfen und natürlich viele mehr Zeit mit unseren eigenen Kindern zu verbringen!

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